37. Deutscher Kongress für Sportmedizin und Prävention
– Prävention durch Bewegung und Sport –

Rotenburg a.d. Fulda, 26. 9. 2001 - 30. 9. 2001


Presseinformation

 

Arthrose und Sport

Plenarvortrag von Prof. Dr. Henning Stürz beim 37. Deutschen Kongress für Sportmedizin und Prävention

28. 9. 2001

 

Die Arthrose stellt eine degenerative (abnutzungsbedingte) Gelenkerkrankung dar, entsprechend steigt die Wahrscheinlichkeit einer Arthrose mit zunehmendem Alter. Der Gelenkknorpel stellt einen nicht wieder herstellbaren Teil des Gelenkes dar: einmal gesetzte Schäden sind schwer oder gar nicht mehr zu beheben. Entsprechend ist es wichtig, z.B. bei akuten Verletzungen diese rechtzeitig zu erkennen und in ihren Ausmaßen rasch (z.B. durch Operation) zu begrenzen.

Ein normales Gelenk mit optimaler Achsenstellung, guter Übereinstimmung der beiden miteinander in Wechselwirkung tretenden Knorpelgelenkflächen, guter Stabilität und guter Nerv-Muskel-Steuerung kommt - von einer akuten Verletzung durch äußere Gewalteinwirkung abgesehen - nicht in die Arthrose ! Die genannten Faktoren schützen normalerweise das Gelenk.
Ist aber die Übereinstimmung der Gelenkflächen unvollständig, dann kann die einwirkende Kraft nicht gleichmäßig über die Gelenkflächen verteilt werden und der Druck pro Quadratzentimeter Gelenkfläche wird größer und kann die maximale Belastbarkeit überschreiten, so daß es - insbesondere langfristig - zu Schädigungen kommt. Entsprechend steigt durch Gelenkfehlstellungen, Fehlbildungen in der Gelenkform, Übergewicht, Gelenkverletzungen und zunehmendes Alter die Wahrscheinlichkeit, eine Arthrose zu erleiden.
Zu betonen ist jedoch, daß ohne Vorliegen entsprechender Risikofaktoren Sport unter gelenkschonenden Randbedingungen auch im größeren Umfang (z.B. mehrstündiges Laufen) nicht zur Arthrose führt.
Bei bestimmten Sportarten können aber auf Dauer die Belastungsgrenzen immer wieder überschritten werden, ganz extrem z.B. beim Gewichtheben, aber auch Fußballspieler haben auf Dauer ein erhöhtes Arthroserisiko im Kniegelenk. Zu den gelenkschützenden Faktoren gehört auch die Nerv-Muskel-Steuerung, die im Sinne einer Zuggurtung - der Verspannung des Mastes eines Segelschiffs entsprechend - zu einer gleichmäßigen Verteilung des Druckes im Kniegelenk führt.
Meniskusschäden führen zu Störungen der flächigen Druckverteilung, so daß hieraus häufig Arthrosen erwachsen: deshalb sollte aus heutiger Sicht nach Möglichkeit ein Meniskus nicht entfernt, sondern - wenn irgend möglich - erhalten werden (z.B. auch durch eine Meniskusnaht-Operation).
Zu den schützenden Faktoren gehört auch, daß trainierte Sporttreibende ein größeres Knorpelvolumen im Kniegelenk besitzen als Untrainierte. Zudem können heute mit verfeinerten bildgebenden Verfahren (Kernspintomographie) Unterschiede in der Reaktion des Kniegelenkknorpels zwischen trainierten Langstreckenläufern und untrainierten Joggern auf Laufbelastung hin nachgewiesen werden.

Eine zentrale Aussage von Prof. Stürz war: "Das Gelenk lebt von der Bewegung und freut sich über die richtigen Bewegungen." Bewegungen mit nur moderater Belastung tragen wesentlich zur Versorgung des Knorpels mit Nährstoffen bei, weshalb heute vollständige Gelenkruhigstellungen - wie sie früher mit dem Gipsverband praktiziert wurden - heute nach Möglichkeit ganz vermieden werden. Entsprechend wird heute auch unter dem Begriff einer frühfunktionellen Behandlung auch nach Verletzungen so früh wie möglich mit Bewegungen ohne Belastung begonnen, was der Entwicklung einer Arthrose entgegen wirkt. Aktuell sind Knorpeltransplantationen in der Diskussion: dies sieht Prof. Stürz nach wie vor nur als einen Ersatzknorpel an, der beim heutigen Stand ein an Arthrose erkranktes Gelenk nicht vollständig heilen kann.
Wegen der Bedeutung von Bewegung für jedes Gelenk sollte auch bei einer bereits eingetretenen Arthrose ein gewisses Maß an Bewegung (mit möglichst wenig Belastung) durchgeführt werden. Entsprechend sind Sportarten wie Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Gymnastik, Wandern und Skiwandern besonders geeignet. Bedingt geeignet sind Reiten, Golf, Joggen und alpiner Skilauf, während Sportarten wie Tennis, Squash, Fußball, Handball, Eislauf, Bergwandern und Sprungdisziplinen als ungeeignet für Arthrosepatienten anzusehen sind.

Zusammenfassend überschreiten die Gelenkbelastungen im Schul- und Freizeitsport in der Regel nicht die Belastungsgrenzen des Knorpels. Dagegen sind im Hochleistungssport primäre Knorpelschäden durch Überbeanspruchung möglich. Durch Verletzung geschädigte Gelenke entwickeln mit und ohne Sportausübung eine Arthrose, weshalb Gelenkverletzungen unbedingt vermieden werden sollten. Ein einmal geschädigter Knorpel ist bis heute nicht vollständig wieder herstellbar. Die Vermeidung von Verletzungen stellt die wichtigste Vorbeugemaßnahme gegen Arthrose dar. Auch eine gute Bewegungskoordination hilft, Überlastungen zu vermeiden, und schützt so vor Arthrose.

Weitere Informationen über das Kongressbüro (s.o.)
oder über Tel: 0361-6551738, e-mail: k-h.arndt@erfurt.de
sowie über Tel: 06623-88-6406, Fax: 06623-88-6402, e-mail: ischmidt@die-meirotels.de
und ab 26. 09. 2001 über das Pressezentrum des 37. Deutschen Kongresses für Sportmedizin und Prävention (Meirotels-Halle, Heinz-Meise-Straße 96, 36199 Rotenburg a. d. Fulda, Tel: 06623-88-1644, Fax: 06623-88-1670, e-mail: presse.dgsp2001@uni.de).

Gesamtprogramm (Kongressführer) unter http://www.dksp2001.de und http://www.sportmedizinkongress.de

Thüringer Sportärztebund - Lehrstuhl für Sportmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen

Kongresskomitee: Prof. Dr. Paul E. Nowacki, Gießen (Vorsitz), Prof. Dr. Karl-Hans Arndt, Erfurt (Stellv.), Med.-Rat Dr. Eberhard Greiner, Gotha (Industrieausstellung), Priv.-Doz. Dr. Gerd Hoffmann, Frankfurt am Main (Öffentlichkeitsarbeit)


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Zuletzt aktualisiert am 05.10.01 14:09:35
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